Fasten und Achtsamkeit – Wie bewusster Verzicht zur inneren Klarheit führt

Von Gabriele Bihl | 13.04.2025

Lesezeit: ~2 Minuten (695 Wörter)

Fasten und Achtsamkeit – Wie bewusster Verzicht zur inneren Klarheit führt

„Loslassen bedeutet nicht, zu verlieren. Es bedeutet, Platz zu schaffen – für das, was wirklich wichtig ist.“

Fasten bedeutet mehr als der reine Verzicht auf Nahrung. Es ist eine Einladung, zur Ruhe zu kommen, innezuhalten und den Blick nach innen zu richten. In Verbindung mit Achtsamkeit kann Fasten zu einer tiefen Erfahrung werden – körperlich, geistig und emotional. Als Yoga-Lehrerin und Achtsamkeitstrainerin erlebe ich immer wieder, wie kraftvoll diese Kombination wirkt.

Fasten als Weg zu mehr Bewusstsein

In der Hektik des Alltags verlieren wir oft den Kontakt zu unserem Körper und unseren Bedürfnissen. Fasten unterbricht diesen Automatismus. Es entschleunigt. Es bringt uns zurück in den gegenwärtigen Moment. Durch den bewussten Verzicht entsteht Raum – Raum für Reflexion, für Stille und für das, was wirklich wesentlich ist.

Fasten muss dabei nicht ausschließlich körperlich sein. Auch digitale Medien, Reizüberflutung oder ständige Erreichbarkeit können bewusst pausiert werden. Diese Form des „geistigen Fastens“ schafft Freiraum für Klarheit und Regeneration auf mentaler Ebene.

Achtsamkeit als sanfte Begleitung

Fasten kann Herausforderungen mit sich bringen – körperliche Empfindungen, emotionale Reaktionen oder alte Gewohnheiten zeigen sich. Genau hier setzt Achtsamkeit an. Sie lehrt uns, mit einer offenen, nicht wertenden Haltung zu beobachten, was in uns geschieht. Anstatt gegen Hungergefühle oder Unruhe anzukämpfen, dürfen wir lernen, ihnen achtsam zu begegnen.

Kurze Meditationen, bewusste Atempausen oder achtsame Bewegungsformen wie sanftes Yoga können den Fastenprozess auf liebevolle Weise unterstützen. Der Fokus liegt dabei nicht auf Disziplin oder Kontrolle, sondern auf Präsenz und Selbstfürsorge.

Die Kraft des Loslassens

Wenn wir aufhören, ständig etwas zu konsumieren – sei es Nahrung, Informationen oder Reize – entsteht oft etwas ganz Neues: Klarheit, Leichtigkeit und eine tiefere Verbindung zu uns selbst. Fasten in Kombination mit Achtsamkeit öffnet einen Raum, in dem wir wieder spüren können, was uns wirklich nährt – im Inneren wie im Äußeren.

Diese Erfahrung kann langfristig Wirkung zeigen: Mehr Bewusstsein im Alltag, ein achtsamer Umgang mit Essen, Medien und Emotionen – und nicht zuletzt ein liebevolleres Verhältnis zum eigenen Körper.

Impulse für die eigene Praxis

  • Faste nicht nur mit dem Körper – sondern auch mit dem Geist.
  • Nutze die Fastenzeit als Einladung zur Achtsamkeit: beim Essen, beim Atmen, beim Sein.
  • Beobachte mit liebevoller Aufmerksamkeit, was sich verändert, wenn du loslässt.

Fasten ist keine Herausforderung, die es zu meistern gilt. Es ist eine Chance – für einen Neubeginn, für innere Reinigung und für eine tiefere Verbindung zu dir selbst.

Probiere die folgende Übung gerne gleich selber aus:

Achtsames Essen – Eine kleine Übung für mehr Bewusstsein beim Essen

Achtsames Essen bedeutet, mit voller Aufmerksamkeit und ohne Ablenkung zu essen – ganz im Hier und Jetzt. Diese Übung hilft dir, Essen mit allen Sinnen wahrzunehmen und eine tiefere Verbindung zu deinem Körper und deinen Bedürfnissen aufzubauen.

Die Übung: Eine Rosine (oder ein Stück Apfel, eine Nuss, etc.)

1. Vorbereitung
Nimm dir ein kleines Stück Essen – zum Beispiel eine Rosine. Setze dich an einen ruhigen Ort, lege das Handy weg, schalte den Fernseher aus. Atme einmal tief ein und aus.

2. Sehen
Betrachte die Rosine ganz genau. Welche Farbe hat sie? Welche Form? Gibt es Falten oder glänzende Stellen? Wie fällt das Licht auf ihre Oberfläche?

3. Fühlen
Nimm die Rosine in die Hand. Spüre ihre Textur, ihr Gewicht, ihre Temperatur. Rolle sie sanft zwischen den Fingern.

4. Riechen
Führe sie langsam zur Nase und nimm ihren Duft wahr. Atme tief ein. Welche Aromen nimmst du wahr?

5. Hören Manchmal gibt sogar ein kleines Stück Essen ein leises Geräusch von sich, wenn man es zwischen den Fingern bewegt. Sei einfach neugierig.

6. Schmecken – aber langsam
Lege die Rosine auf deine Zunge, ohne sie sofort zu kauen. Was nimmst du wahr? Süße? Säure? Lass sie langsam im Mund zergehen oder beginne ganz bewusst zu kauen. Achte auf die Veränderung des Geschmacks und der Konsistenz.

7. Nachspüren
Nachdem du sie geschluckt hast, spüre nach. Wie fühlt sich dein Mund an? Welche Gedanken oder Gefühle sind aufgetaucht?

Diese Übung lässt sich mit jeder Mahlzeit oder jedem Snack im Alltag verbinden. Selbst wenn du nur ein paar Bissen achtsam isst, kann sich dein Verhältnis zum Essen und zu deinem Körper spürbar verändern.